Finistère – zu Deutsch: „Ende der Welt“ – lautet der Name des westlichsten Departements Frankreichs in der Bretagne. Das vorgelagerte Inselchen Ouessant mit seinen 871 Einwohnern ist das Ende dieses Endes – hinter den schroffen Klippen kommt nichts mehr, nur die Weiten des Atlantiks. Wer hier in den Wintermonaten von der Fähre steigt, ist auf der Suche nach Einsamkeit und dramatischen Landschaften. Und findet doch meist mehr: Denn die Insel ist voller Geschichten, wahren wie erfundenen. Erzählt werden sie von einer jungen Frau, die ihr Leben ganz ihrer Heimatinsel verschrieben hat: Ondine Morin. Ihr Vater und Großvater waren Fischer in den gefährlichen Gewässern rund um die Insel, sie wuchs mit ihren Mythen und Erzählungen auf. Auf „Sturm-Wanderungen“ führt Ondine ihre Gäste über bizarre Klippenlandschaften, wo sie gegen das Tosen von Wind und Brandung anerzählt – jede Felsformation eine neue Geschichte. Nachts führt sie ihre Gäste gern zu den Leuchttürmen der Insel – faszinierende Gemäuer, deren Leuchtfeuer bis heute nicht verhindern können, dass hin und wieder Schiffe auf den schroffen Felsen vor Ouessant zerschellen.
Das raue Wetter, das den Menschen früher zu schaffen machte, gilt heute als Naturerfahrung. Und wenn nachts der Wind an den Fensterläden rüttelt, ist das vor allem eins: unheimlich gemütlich.
Text: Olaf Tarmas