In einem kleinen Ort in Südfrankreich werden elegante Damenstrümpfe noch manuell hergestellt. Ein aussterbendes Handwerk, doch das luxuriöse Produkt ist weltweit gefragt.
Kaum öffnet sich die Tür, strömen ohrenbetäubender Lärm, Hitze und ein intensiver metallischer Geruch nach draußen. „Zumachen, schnell!“ ruft es von drinnen. Eine Schaufensterpuppe empfängt am Eingang, sie trägt nichts außer Strapsen und feinen Nylonstrümpfen. Direkt hinter ihr füllt eine stählerne Maschine die komplette Länge des schmalen Fabrikraums aus. Sie schnauft wie ein wildes Tier und wird gerade per Hand gefüttert. Eduardo Majchrowski, 65, ist mitten in der Weihnachtsproduktion. Er spannt weiße und schwarze Nylonfäden in das Ungetüm, flucht dabei. Dann schüttelt er den Kopf und sagt: „Ich mache die feinsten Strümpfe für Frauen und dafür muss ich jeden Tag eine Frau bezwingen.“ Damit meint er die schnaubende Webmaschine. „Sie ist zickig, mag vor allem keine Kälte“, sagt Majchrowski und schlägt seine Hand ein paar Mal liebevoll auf ihre Seite.
Text: Anne Backhaus für die Süddeutsche Zeitung